Das metabolische Syndrom zählt zu den größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Adipositas, Bluthochdruck, Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörungen treten häufig gemeinsam auf – mit erheblichen Folgen für Herz, Kreislauf und Stoffwechsel. Auf dem internationalen Online-Symposium der Gesellschaft für Biofaktoren e. V. (GfB) betonten renommierte Expert:innen: Prävention und Therapie des metabolischen Syndroms profitieren entscheidend von einer Kombination aus ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und gezielter Versorgung mit essenziellen Biofaktoren.
Prof. Dr. Yavor Assyov von der Universität Sofia, Bulgarien warnte vor der zunehmenden Verbreitung der sarkopenen Adipositas – einer Kombination aus übermäßigem Körperfett und abnehmender Muskelmasse, die gerade im Rahmen des metabolischen Syndroms an Bedeutung gewinnt. Schätzungen zufolge sind bis zu 15 % der übergewichtigen Erwachsenen in Europa betroffen – mit steigender Tendenz. Die sarkopene Adipositas erhöht das Risiko für chronische Erkrankungen und Mortalität deutlich. „Da bislang keine wirksamen pharmakologischen Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen, sind eine frühe Diagnosestellung und gezielte Interventionen entscheidend. Weitere Forschung ist nötig, um Präventionsstrategien zu verbessern und mögliche medikamentöse Therapien zur Unterstützung der Muskelgesundheit älterer Menschen zu untersuchen“, so Prof. Assyov.
Gesunde Ernährung senkt das Risiko
Prof. Dr. Peter Grimm von der Universität Stuttgart-Hohenheim machte deutlich, dass die Ernährung eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Behandlung des metabolischen Syndroms spielt. Eine aktuelle Metaanalyse von 2025 zeigt: Der regelmäßige Verzehr von Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Vollkornprodukten, Nüssen und Fisch senkt das Risiko signifikant. Dagegen steigern zuckerhaltige Getränke, Weißmehlprodukte und verarbeitetes Fleisch die Krankheitswahrscheinlichkeit. Prof. Grimm betonte: „Eine pflanzenbetonte, ballaststoffreiche Ernährung kombiniert mit körperlicher Aktivität ist ein effektiver Weg, um das metabolische Syndrom zu verhindern und zu behandeln.“
Hidden Hunger – Mangel im Überfluss
Prof. Dr. Hans Georg Classen, Vorsitzender der GfB, erinnerte daran, dass trotz hochkalorischer Ernährung und Übergewicht oftmals ein Mangel an essenziellen Biofaktoren wie Vitaminen und Mineralstoffen besteht – ein Phänomen, das als Hidden Hunger – versteckter Hunger – bezeichnet wird. Dieser Mangel könne die Entstehung und den Verlauf von Erkrankungen wie dem metabolischen Syndrom fördern oder negativ beeinflussen. „Wir sehen immer wieder, dass Menschen mit Übergewicht Defizite an Biofaktoren haben können“, warnte Prof. Classen.
Vitamin B12 – ein wichtiger Faktor beim metabolischen Syndrom
Prof. Dr. Rima Obeid von der Universitätsklinik des Saarlandes wies darauf hin, dass viele klinische Zustände, die insbesondere bei älteren Menschen sowie bei Personen mit Adipositas, Diabetes oder Prädiabetes auftreten, zu einem Vitamin-B12-Mangel führen können. „Das metabolische Syndrom ist keine direkte Ursache für einen Vitamin-B12-Mangel. Andererseits kann ein Vitamin-B12-Mangel das metabolische Syndrom verschlimmern, indem er aufgrund einer gestörten Homocystein-Methylierung zur Entwicklung einer Fettleber beiträgt“, erklärte Prof. Obeid.
Besonders bei älteren Menschen oder bei Einnahme bestimmter Medikamente wie Metformin, Omeprazol oder GLP-1-Rezeptor-Agonisten sei die Versorgung mit Vitamin B12 oft unzureichend. Eine frühzeitige Diagnose eines Vitamin-B12-Mangels und eine gezielte Supplementierung zum Ausgleich eines Mangels sind entscheidend, um eine Fettleber sowie neurologische Komplikationen wie neuropsychiatrische oder hämatologische Manifestationen zu verhindern. Die Behandlung mit Vitamin B12 ist sicher, gut verträglich und kann auch oral als Hochdosis-Therapie erfolgen. „Die Behandlung sollte allerdings nicht beendet werden, sobald sich die Laborwerte normalisiert haben. Die Besserung der klinischen Symptome kann Monate, manchmal auch Jahre, in Anspruch nehmen,“ so Prof. Obeid.
Magnesium und Zink: unverzichtbare Biofaktoren für den Stoffwechsel
Prof. Dr. Klaus Kisters, Internist und stellvertretender Vorsitzender der GfB hob die klinische Bedeutung von Magnesium und Zink hervor. „Die beiden Biofaktoren wirken synergistisch im Stoffwechsel und können die Insulinempfindlichkeit verbessern sowie Blutzucker, Lipidwerte und Blutdruck senken“, erklärte Prof. Kisters. Magnesium unterstützt als Calciumantagonist die Gefäßfunktion und Blutdruckregulation, während Zink für die Insulinproduktion, antioxidativen Schutz und Gefäßgesundheit essenziell ist. Ein Mangel an diesen beiden Biofaktoren kann daher die Entwicklung des metabolischen Syndroms begünstigen.
Vitamin D – neue Empfehlungen bei Prädiabetes
Prof. Dr. Stefan Pilz, Endokrinologe am Universitätsklinikum Graz und Vitamin-D-Experte, warnte, dass rund die Hälfte der deutschen Bevölkerung unzureichend mit Vitamin D versorgt ist. Ein Vitamin-D-Mangel korreliert mit einem höheren Risiko für das metabolische Syndrom und einer erhöhten Mortalität. Studien zeigen darüber hinaus einen protektiven Effekt von Vitamin D auf die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes. Aufgrund dieser positiven Datenlage empfiehlt die Endocrine Society in einer neuen internationalen Richtlinie eine generelle Vitamin-D-Supplementierung für Personen mit Prädiabetes. „Dosierungen von 800 bis 2000 IE pro Tag gelten als sicher und effektiv“, betonte Prof. Pilz.
Fazit für die Praxis
Die Experten des internationalen Fachsymposiums der GfB waren sich einig, dass das metabolische Syndrom kein unvermeidliches Schicksal ist. Durch gezielte Lebensstilmaßnahmen – ergänzt durch eine ausreichende Versorgung mit Biofaktoren wie Magnesium, Zink und Vitamin D – lassen sich Stoffwechselprozesse günstig beeinflussen und das Risiko für das metabolische Syndrom und seine Folgeerkrankungen deutlich senken.
Quelle:
Online-Fachsymposium der Gesellschaft für Biofaktoren e. V.
„Das metabolische Syndrom – Biofaktoren im Fokus
Wissenschaftliche Erkenntnisse und fundierte Praxistipps“
am 25. Oktober 2025
Hier steht Ihnen in Kürze die Aufzeichnung zur Verfügung:
www.gf-biofaktoren.de/symposium-2025/

